Monat: September 2014

  • #27

    Es sieht wie ein normaler Montagmorgen aus, weil ich das tue, was ich jeden Montagmorgen tue. Ich stehe zu früh auf, bewege mich zu langsam & habe dann Mühe, nicht zu spät zum Zug zu kommen. Ich fahre nach Leipzig, im gleichen Zug wie immer & ich höre ich dieselben Lieder wie sonst. Dabei ist […]

  • #26

    Wenn Kinder fragen, ob sie meine Hündin streicheln dürfen, sage ich nein und frage zurück, ob sie sich selbst von Wildfremden streicheln lassen würden. Klar ist ja wohl: Wenn der Finger ab ist, oder die ganze Hand, bin ich Schuld und nicht das übergriffige Kind. Eine Antwort bekomme ich darauf nie, aber immerhin haben meine […]

  • #25

    Die aufgehende Sonne und der schwindende Nebel spielen goldener Morgen, aber der Bass aus dem Club am Fuß der Brücke grätscht dazwischen und spielt Nacht. Meine Hündin weicht elegant einer Pfütze aus Erbrochenem aus und ich denke an die 90er und was ich mir damals erträumte. Die beschlagene Scheibe eines am Straßenrand parkenden Autos wird […]

  • #24

    Als der Standortleiter in den Saal fragt: „Und, wie ist die Stimmung?“ und einige Sekunden lang niemand antwortet, rufe ich „Gibt es noch Sekt?“ Weil Gelächter im Saal ausbricht, bekomme ich einen roten Kopf und der Standortleiter auch. Aber bei den Phrasen, die noch vor einigen Sekunden gedroschen wurden um anzumoderieren, warum es ganz toll […]

  • #23

    Ich steige aus der Dusche und greife nach seinem Handtuch, aber es ist eine Enttäuschung. Ebenso wie ich nach diesem sonderbaren Pfefferminzduschgel rieche, roch er nicht nach sich sondern nach Pfefferminz, als er aus der Dusche stieg. Im Handtuch ist keine Spur von ihm, bedaure ich, und dann schiebt meine Zunge ein Haar zwischen meinen […]

  • #22

    Sie nennen es See, aber in Wirklichkeit ist es eine Narbe. Das Loch, das nach dem Wegbaggern von Dörfern blieb, wurde mit Wasser gefüllt: fertig ist das Naherholungsgebiet. Der Erholung ist heute leider nicht nahezukommen. Es regnet und wir halten unsere Blicke auf unsere Schuhe gerichtet, die bis zum Schaft im Schlamm versinken. Schön ist, […]

  • #21

    Ich rede mir ein zu Schreiben, während ich in Wirklichkeit im Internet surfe. In sieben Tagen soll ich einen Text veröffentlichen, von dem es augenblicklich nicht mal die erste Zeile gibt. Sieben Tage sind viel Zeit, denke ich erst, aber dann rechnet mein innerer Buchhalter mir vor, dass ich von diesen sieben Tagen höchstens 3 […]

  • #20

    Der Parkplatz am Seeufer ist weit und ich wundere mich über dieses einzelne, schlechht geparkte Auto an dessen Rand. Aber weil ich ins Gespräch vertieft bin, achte ich nicht weiter darauf. Erst, als ich an der Kühlerhaube vorbeilaufe, bemerke ich den ältlichen, dicklichen Mann am Steuer. Ich wundere mich über den weit zurückgefahrenen Sitz und […]

  • #19

    Auf dem Rückweg vom Baum zum Auto höre ich ein Klimpern in meiner Hosentasche, das da nicht hingehört. Zwei Sekunden später baumelt ein großer Metallriegel in meiner Hand und daran ein silberner Schlüssel. Der passt zu unserem Zimmer in der kleinen Pension, aus der wir vor 3 Stunden abgereist sind. Das nächste Postamt ist in […]

  • #18

    Als wir bei unserer dirndltragenden Wirtin die Rechnung für die letzten Tage begleichen wollen, kommt sie doch noch, diese Frage. Nicht von der Wirtin selbst, sondern von ihrer blaulockigen Mutter, mit der wir bisher kein Wort gewechselt haben. „Wie g’herts ihr oingtlich z’samme?“ Die Wirtin grinst panisch, ich rolle mit den Augen, Heiko lächelt und […]