Kategorie: Heute
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#21
Ich rede mir ein zu Schreiben, während ich in Wirklichkeit im Internet surfe. In sieben Tagen soll ich einen Text veröffentlichen, von dem es augenblicklich nicht mal die erste Zeile gibt. Sieben Tage sind viel Zeit, denke ich erst, aber dann rechnet mein innerer Buchhalter mir vor, dass ich von diesen sieben Tagen höchstens 3…
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#20
Der Parkplatz am Seeufer ist weit und ich wundere mich über dieses einzelne, schlechht geparkte Auto an dessen Rand. Aber weil ich ins Gespräch vertieft bin, achte ich nicht weiter darauf. Erst, als ich an der Kühlerhaube vorbeilaufe, bemerke ich den ältlichen, dicklichen Mann am Steuer. Ich wundere mich über den weit zurückgefahrenen Sitz und…
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#19
Auf dem Rückweg vom Baum zum Auto höre ich ein Klimpern in meiner Hosentasche, das da nicht hingehört. Zwei Sekunden später baumelt ein großer Metallriegel in meiner Hand und daran ein silberner Schlüssel. Der passt zu unserem Zimmer in der kleinen Pension, aus der wir vor 3 Stunden abgereist sind. Das nächste Postamt ist in…
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#18
Als wir bei unserer dirndltragenden Wirtin die Rechnung für die letzten Tage begleichen wollen, kommt sie doch noch, diese Frage. Nicht von der Wirtin selbst, sondern von ihrer blaulockigen Mutter, mit der wir bisher kein Wort gewechselt haben. „Wie g’herts ihr oingtlich z’samme?“ Die Wirtin grinst panisch, ich rolle mit den Augen, Heiko lächelt und…
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#17
Wir mussten an diesem Hof anhalten um Zirben-Schnaps zu kaufen, weil es den im Laden nicht gibt. Ich konnte nicht ahnen, dass wir zwei Minuten, nachdem wir einfach in die erstbeste Tür, die auf dem Gehöft offen stand hinein gestolpert sind am Küchentisch dieses fremden Ehepaares sitzen würden, dass uns erst wieder gehen lässt, nachdem…
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#16
Ich lerne, dass man aus Kiefernzapfen und Korn Zirbenschnaps destillieren kann, der sehr besoffen macht. Körperlich, aber auch seelisch, weil niemals etwas befriedigender nach Wald geschmeckt hat. Mein Mann tanzt auf der Straße, die Hündin reißt Mais und ich spreche fließend österreichischen Dialekt.
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#15
Ich werde wach, weil mein Mann meinen Namen ruft. Aber er liegt nicht neben mir sondern steht unten vorm Balkon. Der Morgen dämmert, ich stolpere nach draußen und erfahre, dass die Hündin Durchfall hat und ein bisschen davon im Treppenhaus liegt. Ich beginne den Tag damit, in Shorts und auf allen Vieren Hundekacke im Pensionsfoyer…
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#14
Vorhin musste ich rechts ranfahren, weil die Scheibenwischer für die Abwehr von fließendem Wasser eben nicht gemacht sind. Jetzt schwimme ich nackt im Wolfgangsee und meine Hündin neben mir. Dazwischen hat mein Mann einen Wirt gebeten den Sonnenschirm auf dem Freisitz zu öffnen, weil das die Sonne anlocken würde. Danach hat er das Schloss eines…
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#13
Der alte Mann kuckt mürrisch und ich bin mir sicher, gleich von ihm angeraunzt zu werden, weil ich meine Hündin nicht an der Leine führe. Als ich auf seiner Höhe bin, entpuppt er sich als Frau, setzt ein Lächeln auf, bittet um Entschuldigung und streckt mir eine Postkarte entgegen. „Ob’s mir die bitt’schön vorlesen könnten?“…
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#12
Obwohl wir tapfer und auch überzeugend Sommerurlaub performen, lässt sich der Herbst spätestens dann nicht mehr leugnen, als sich ein Blatt von der Eiche unter der ich sitze löst, fröhlich zu mir herabsegelt und überaus dekorativ zwischen Kaffeelöffel und Keks auf meiner Untertasse landet. Von mir aus. Ich hatte Sommer.