Du wachst auf, erhebst dich, setzt die Füße auf die kalten Dielen, stellst dich, läufst drei Schritte, stehst hier: Am Fenster. Der Morgen ist jung, alle anderen schlafen noch.
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#81 Nach dem Klassentreffen
Ich habe drei Pullis und Hosen so lange kombiniert, bis ich eine Kombination gefunden habe, die ich fühle. Pffft. Ich trage Jeans und Sweater, niemand wird vermuten, dass ich mir Gedanken um mein Outfit gemacht habe. Genau so will ich aussehen. Aber eben gut. Ich liege etwas zu stark parfümiert auf dem Hotelbett und lasse…
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#80 Vor dem Klassentreffen
Wenn mir die Leute, denen ich auf einem Klassentreffen begegne, wichtig wären, bräuchte ich kein Klassentreffen. Ich würde ihnen auch im Leben begegnen. Ich hätte Kontakt gehalten über die Jahre. Wenn der Kontakt abgerissen ist, ist das auch gut. Menschen kommen und gehen, manche bleiben an deiner Seite für eine Weile, die wenigsten für immer.…
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#79 Gegen die Vergeblichkeit
Beim Nachdenken über die Wahlerfolge der AFD wurde mir klar, dass ich lauter ich sein muss, so laut und entschieden, wie die die sind. Keinen Platz machen. Mich nicht wegducken. Einbringen, was ich einbringen kann. Was kann ich einbringen?
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#78 Kannst du das erklären
„Ich habe mir zwei Stunden Wahlberichterstattung reingezogen gestern Abend, lineares Fernsehen, zum ersten Mal seit der letzten Folge „Wetten, dass..?“, Gottschalk hab ich natürlich nur ironisch geguckt; später dann noch bei Caren Miosga reingeschaltet, macht sie gut, finde ich; jedenfalls haben alle versucht, es zu erklären, die einen so, die anderen so; aber ich verstehe…
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#77 Überlegt euch das gut
Wenn ich von Zuhause träume, träume ich von Leipzig. Wenn mir alles zuviel wird und ich mich am liebsten verkriechen möchte, möchte ich mich in Leipzig verkriechen. Wenn ich mit Menschen über die schönste Stadt Deutschlands spreche, und das tue ich oft beim Job-Smalltalk, dann entscheide ich mich für Leipzig, nach dem ich Berlin, München…
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#76 Menschen können Heimat sein,
schreiben gefühlige Mitvierziger in ihre Internettagebücher, aber in erster Linie sind Heimaten natürlich Orte und wenn man ehrlich und streng ist muss man einsehen: die Heimat ist vor allem ein Ort. Meine Heimat ist eine Stadt in der ich mehr als drei Jahrzehnte gelebt habe, die grau und unscheinbar war in meiner Kindheit und mit…
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#75 Vielleicht blogge ich wieder
als wäre es 2008. Als würden wir nicht vier Stunden am Tag auf Smartphones starren, vor oder nachdem wir acht Stunden auf Bildschirme gestarrt haben. Oder als würden wir auf unseren Smartphones wenigstens auf Wände aus Text starren, meinetwegen mit Bildern und Absatz, aber nicht auf Tiktoks, Reels und YouTube Shorts, auf 200 davon in…
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#74 Zeitbombe entschärft
„Alles gut gegangen“, sagt die Ärztin „und kein Grund zur Sorge.“ Ihre Stimme geht nach oben am Ende des Satzes und das Aber, das nun folgen muss, trifft mich wie eine Ohrfeige. „Gut, dass wir den Fleck entfernt haben. Er enthielt bereits Tumorzellen.“ Sie spricht weiter, aber alles was ich denken kann ist: Tumorzellen. „Was?…
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#73 Die Ungeduld des Verwöhnten
Ich sitze beim Arzt. Keine Notaufnahme, kein Notfall, mir tut nichts weh. Aber ich koche vor Wut. Ich habe einen Termin für eine Impfung. Ich bin privilegiert genug, während der Arbeitszeit einen Arzttermin wahrnehmen zu können, dessen Zweck es ist zu verhindern, dass ich mir in Zukunft eine Krankheit einfange, vor der ich mich auch…