Das Buch habe ihm gefallen, sagt Markus, er wolle sich noch einmal dafür bedanken, dass ich es ihm geschenkt habe. Welchen Witz diese Juli Zeh habe und welche Schärfe! Den Stil, den sie in ihren Poetik-Vorlesungen an den Tag legt, kenne man aus ihren Romanen ja gar nicht. Kassandra habe er ein paar Stellen vorgelesen, die sei auch restlos begeistert gewesen, freut er sich, aber er habe Mühe gehabt, ihren Wunsch abzuwiegeln, sich das Buch von ihm zu leihen. „Warum leihst du es ihr nicht?“, frage ich. „Hast du das nicht begriffen?“, fragt Markus. „Was?“ „Ich habe es dir doch per SMS geschrieben?“ „Was?!“ „Ich kann dieses Buch niemals verleihen. Es ist ein offizielles Dokument.“ „Was?! Ich verstehe gar nichts.“ In der Notaufnahme, erklärt Markus, kurz nach der Erstversorgung und kurz vor der Nachuntersuchung, habe er an den Tod gedacht. Es war keine Angst, schildert er, sondern der Wunsch, vorher noch alles zu regeln. Ihm fiel ein, dass er kein Testament gemacht hatte. Er kramte in seiner Tasche. Einen Stift fand er schnell, aber kein Stück Papier. Also habe er, er sagt das kichernd, seinen letzten Willen auf die letze Seite von Juli Zeh’s Treideln gekritzelt, das hatte er noch in der Tasche, er hatte es ein paar Stunden vorher ausgelesen. Später habe er es dem Arzt gegeben, mit der Bitte, es zu seinen Akte zu legen. Nur für den Fall, dass.
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