#48

Hier stimmt was nicht, denke ich, und dann fällt mir auf, was: Meine Hündin geht Fuß, schon sei Minuten, obwohl sie nicht müsste. Ich sehe mich um und dann fällt mir auf, warum: Es gibt keine Kaninchen mehr, die sie jagen könnte, dabei wimmelt es hier von Kaninchen, schon immer. Vor meinem Haus erzählt mir die Nachbarin im Parterre von ihrem Balkon ins Beet aschend, was passiert ist. Heute Morgen haben drei junge Männer die Wiesen abgesperrt, eine nach der anderen, mit niedrigen Zäunen aus Draht. Dann habe ein untersetzter Mann ein Köfferchen in die Mitte der Wiese gestellt und sich umgesehen, bevor er es feierlich öffnete. Aus dem Koffer seien drei flinke Frettchen gesprungen. Wie die Wilden seien die Biester auf die Kaninchen losgegangen und hätten sie gejagt. Über die Wiese, in die Gebüsche, in ihre Baue und schließlich aus ihren Bauen heraus. Am Ende ihrer Flucht seien die Kaninchen gegen die Zäune geknallt und dort benommen liegen geblieben. Die jungen Männer hätten sie am Schlafittchen gepackt und eines nach dem anderen in große Kisten gesetzt. Dann hätten sie die Frettchen wieder ins Köfferchen getrieben und seien sie mit ihrem Transporter zur nächsten Wiese gefahren. Ob sie nicht protestiert habe, wollte ich wissen. Habe sie nicht, erklärte sie, regelmäßig hätten die Klopfer ihre Beete zernagt. Und die Fernsehkabel. Und die Rollen der Container im Müllhaus. Was passiert denn jetzt mit den Häschen, fragte ich mehr mich als sie. Die kommen in den Zoo, erfuhr ich, für die Schlangen. Ich seufzte. Fressen und gefressen werden, murmelte meine Nachbarin noch, bevor sie ihre Zigarette am Balkongeländer ausdrückte und in einen ihrer Blumenkästen steckte. Schönen Tag Ihnen noch! Aber. Ja.



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