Die Luft schmeckt salzig, wir müssen am Meer sein. Das Wasser aber ist nirgends zu sehen. Wir laufen durch eine Dünenlandschaft, kniehohes Schilfgras und niedrige Sanddornbüsche wechseln sich mit Sandflächen ab. Es ist windig, aber nicht kalt, sonnig, aber nicht wolkenlos; einer dieser seltenen Tage im April. Wir sind gutgelaunt, obwohl wir es eilig haben. Vielleicht müssen wir zu einer Feier, vielleicht wollen wir den Ausflugsdampfer nicht verpassen. Der Pfad, den wir gehen ist schmal. Ständig kommen uns andere Passanten entgegen. Ich achte nicht auf den Weg und stolpere andauernd. Du fängst an, dich darüber lustig zu machen.
Also lege ich erst meinen rechten Fuß auf mein linkes Knie und dann meinen linken auf das rechte. Ich schwanke ein bisschen, aber schon bald sitze ich sicher im Schneidersitz in der Luft. Ich schwebe den Weg entlang, anstatt ihn zu gehen. Du lachst herzhaft und ich zucke grinsend mit den Schultern. Wir wissen beide, dass sich das nicht gehört, aber in unserem Übermut kümmert uns das nicht.
Die Menschen, die uns begegnen, bringen wir zum Lachen. Du gibst mir einen Schubs in den Rücken und ich drohe tatsächlich für einige Sekunden vornüber zu kippen, rudere wild mit den Armen und fange mich wieder. Du drückst mich an den Schultern nach unten, um mich dann wieder nach oben schnellen zu lassen. Du legst mir den Arm in den Nacken, damit die entgegenkommenden Spaziergänger denken, du würdest mich am Schlafittchen durchs Land schleppen.
Auf einmal kommen uns zwei junge Buddhisten entgegen. Sie tragen rote Mönchsgewänder mit orangefarbenen Säumen und nackte Füße in ihren Schweinsledersandaletten. Ich erschrecke, als ich sie sehe. Ich bin peinlich berührt. Die müssen sich doch verarscht vorkommen, denke ich, wenn sie sehen, dass ich das, wofür sie ihr ganzes Leben lang meditieren, hier einfach so zum Spaß aufführe: Das freie Schweben von A nach B. Die Mönche lächeln und nicken anerkennend, als sie uns passieren.
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