Ich habe eine Trauerkarte zu schreiben, aber wie schreibt man eine Trauerkarte? Die Schatten des Birkenlaubs tanzen wie wild auf dem weißen Papier; draußen findet ein fabelhafter Herbsttag statt. Hier drin hingegen verharrt die Spitze meines Kugelschreibers seit Minuten reglos über der Seite. Die Worte „aufrichtig“, „Beileid“ und „Verlust“ möchte ich vermeiden, sie können nicht mehr als ein Schulterzucken bedeuten. Ich versuche mich an Trauerkarten
zu erinnern, die ich erhalten habe. Eine einzige fällt mir ein. Sie erreichte mich nach dem Tod meiner Mutter. Eine Nachbarin hatte hinein geschrieben: „Die Mutter war’s. Was braucht’s der Worte mehr?“ Das fand ich gut. Sterben ist beschissen. Übrigbleiben ist noch beschissener. Was soll das ganze Geschwurbel?
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